Heute soll es um Dankbarkeit gehen: Der Maler Francis Bacon sagte einmal: “Nicht die Glücklichen sind dankbar. Es sind die Dankbaren, die glücklich sind.”
Ich denke, jeder von uns hat den inneren Wunsch nach einem erfüllten Leben. Am Sterbebett glücklich und dankbar die Augen zu schließen und zu denken: „Ja, es war gut.“ Ich denke, das Zitat bringt den folgenden Blog-Beitrag auf den Punkt. Es sind nicht der Besitz, unsere Leistungen oder unser Sozialleben, die uns am Ende zu glücklichen Menschen machen. Es ist die Dankbarkeit, die darüber entscheidet, ob uns unsere Umstände glücklich machen oder nicht. Sind wir dankbar? Müssen wir dankbar sein? Wie können wir Dankbarkeit praktisch leben? Darauf will ich heute einmal eingehen.
Warum eine Kultur der Dankbarkeit?
Gründe, auf seine Dankbarkeit zu achten und im Alltag zu integrieren, gibt es viele. Angefangen damit, dass die Einstellung dankbar zu leben zu einem gesunden Leben führt. Einem Leben bei dem Körper, Seele und Geist im Einklang leben. Man wird sich bewusst, wie gesegnet man eigentlich ist.
Wenn wir nicht dankbar anerkennen, was wir eigentlich haben, werden wir mehr und mehr anfangen, von Gier und einer falschen Sehnsucht beherrscht zu werden. Sprich, wir sind nie wirklich frei, wenn sich unsere Gedanken immer um die Dinge drehen, die wir nicht haben.
Unsere Verlangen nach den Dingen, die wir nicht haben wird anfangen uns in Besitz zu nehmen. Wir laufen Gefahr zu einem grund unzufriedenen Menschen zu werden. Ich denke dabei an die Leute, die immer mit verschränkten Armen rumsitzen und zu jedem Thema eine Kritik äußern können. Wer schon mal länger mit solchen Menschen zu tun hatte, weiß was ich meine.
Ein Grund dafür, dass es solche Menschen gibt ist der Fakt, dass wir als Menschen nie genug bekommen. Egal, was wir haben oder erreichen, es wird langweilig und macht uns unzufrieden. Wir wollen mehr. Wir wollen höher, besser und weiter. Wilhelm Busch hat das mal so formuliert:
Ein jeder Wunsch, wenn er erfüllt, kriegt augenblicklich Junge.
Wilhelm Busch
Uns geht es gut
Schnell übersehen wir das, was wir bereits haben und sehnen uns nach dem, was wir nicht haben, weil wir davon überzeugt sind, dass es uns glücklich machen wird.
Wenn wir uns nicht immer wieder bewusst machen, wie gut es uns geht, werden wir unser ganzes Leben auf der Jagd nach dem nächsten Kick sein und am Ende nie gelebt haben.
Diese innere Unzufriedenheit ist aber nicht nur schlecht, sondern sie ist der Antrieb unseres Fortschritts. Es ist der Grund, warum ich solche Bücher lese oder du gerade diesen Artikel. Man will weiterkommen im Leben. Neues entdecken und lernen und das ist auch gut so. Aber es darf uns nicht in eine grundsätzliche Unzufriedenheit verführen. Das ist die Haltung, die uns zu den murrenden Menschen mit negativer Einstellung machen. Eine Einstellung, die uns Deutschen sowieso immer schon nachgesagt wird.
So heißt es im Volksmund:
Nicht kritisiert ist halb gelobt.
Volksmund
Mit diesem Beitrag will ich motivieren, eine grundsätzliche Kultur der Dankbarkeit zu etablieren. Jeden Tag neu zu genießen und sich an all den Gaben und Geschenken zu erfreuen, die uns jeder Tag macht. Und gleichzeitig den Hunger zu bewahren, der uns hilft über uns selbst hinaus zu wachsen.
Wie man Dankbarkeit praktisch lebt
Um Dankbarkeit praktisch zu leben, habe ich 3 für mich sehr wichtige Schritte zusammengefasst:
Der erste Schritt ist die persönliche Inventur. Dabei geht es darum, sich selbst und sein Umfeld zu betrachten. Es gibt Vieles, für das wir dankbar sein können.
Wir können dankbar sein, für unsere Gesellschaft in der wir leben. Ein Ort, wo wir in unserem Denken und Tun frei sind. Wir haben die Möglichkeit uns frei zu entfalten und selbstbestimmt zu leben. Oft vergisst man, wie es noch vor vielen Jahren war. Man schimpft über seine fehlende Freizeit und die Situation auf der Arbeit, während vor nicht einmal 100 Jahren viele Arbeiter früh gestorben sind, weil ihre Körper durch die harte Arbeit und eine 70-Stundenwoche ohne Urlaub „verbraucht“ waren.
Wir können dankbar sein, für das Land in dem wir leben. Für eine Infrastruktur, mit der wir in Sekunden virtuell und in wenigen Stunden auch real in nahezu jedes Land der Erde reisen können.
Ein Gesundheitssystem, bei dem man nicht mehr wegen einem eingewachsenen Fußnagel das zeitliche segnet und das die Kosten von vielen Behandlungen übernimmt. Eine schlimme Krankheit kann behandelt werden, ohne das wir selbst oder auch unsere Familien daran pleite gehen.
Dank auch für über 70 Jahre Frieden in Europa. Eine Zeit des Wachstum und Fortschritts, wie es sie noch nie vorher gegeben hat.
All dies ist nicht selbstverständlich und wir haben nichts dafür getan, dass wir auf diesem Teil des Planeten geboren wurden. Ich muss hierbei an den Text „Wenn die Welt ein Dorf mit 100 Einwohnern wäre“ denken, der zeigt wie gut es uns eigentlich geht.
Letzter Teil der Inventur ist der Blick auf sich selbst. Was haben wir bereits erlebt? Die guten, aber auch die schlechten Erfahrungen haben uns zu dem Menschen gemacht, der wir heute sind – einzigartig.
Dankbarkeit für all unsere Freunde und Begleiter auf unserem Weg durchs leben. Jeder kennt Menschen, die uns auf ihre Art und Weise geformt und begleitet haben. Jeder von Ihnen verdient unseren Dank. Unsere bisherige Karriere, Ausbildung, Arbeit,… all das, was wir bereits erreichen durften. Jede Hürde, die wir gemeistert haben, auch wenn sie noch so klein ist. Und zu guter Letzt auch unsere Gesundheit: Unser Körper ist nicht perfekt, aber für all das, was in unserem Körper funktioniert können wir dankbar sein. Jörg Ahlbrecht hat in seinem Buch empfohlen, sich auch mal „Gesund zu melden“. Sich an Tagen, wo es uns gut geht, ganz bewusst danke zu sagen und zu vermelden: „ich melde mich heute gesund, mir geht’s gut.”.
Der zweite Schritt ist es, das Vergleichen zu vermeiden. Der Ursprung der Unzufriedenheit ist oft auf das Vergleichen zurückzuführen. Wir fühlen uns immer nur so reich, wie wir im Vergleich zu den Menschen, mit denen wir uns umgeben, dastehen. Unser Bezugspunkt sind immer die erfolgreichsten Menschen in unserem Umkreis, niemals die, die weniger haben als wir.
Daher werden wir immer etwas finden, wo jemand besser oder weiter ist als man selbst. Dies kann zu Neid und Unzufriedenheit führen. Man sollte viel öfter die Gemeinschaft im Blick haben. Der Erfolg des anderen ist auch mein Erfolg, weil er in meinem Netzwerk stattfindet und man so gemeinsam wächst. Sich das bewusst zu machen, hilft, sich mit dem anderen zu freuen.
Stephen R. Covey spricht in seinen Büchern immer von Mangelmentalität. Also der Einstellung, dass Erfolg ein beschränktes Gut ist und das wir anderen keinen Erfolg gönnen, weil wir den Eindruck haben, dass uns der Erfolg dadurch weggenommen wird. Sich mit anderen zu vergleichen ist meist alleine schon deshalb keine gute Idee, da wir immer nur die positiven Seiten der anderen kennen lernen. Wir betrachten meist nur das Ergebnis und nicht den Preis, den ein anderer für seinen Erfolg bezahlt hat.
Der dritte Schritt ist das praktische Verankern von Dankbarkeit in unserem Alltag. Wenn die Dankbarkeit noch nicht zu den eigenen Angewohnheiten gehört gilt es, Rituale zu schaffen. So schlägt Jürgen Werth in seinem Buch vor, sich einen kleinen Stein in die Hosentasche zu stecken. Jedes Mal, wenn man ihn spürt, bedankt man sich für etwas. Noch weiter geht das Erbsenzählen: Sich eine Fuhre Erbsen in die linke Tasche zu stecken, und jedes Mal eine Erbse in die andere Tasche wandern zu lassen, wenn man für etwas dankbar ist. Am Abend hat man dann einen Haufen dankbarer Erbsen in der Tasche.
Ein weiteres Ritual kann das Danken vor dem Schlafen gehen oder auf dem Weg zur Arbeit sein. Auch ein Dankbarkeitstagebuch ist eine gute Möglichkeit.
Geben kann auch ein praktischer Ausdruck praktizierter Dankbarkeit sein. Wer andere beschenkt, ist selbst reich. Wenn wir aus unserem Überfluss geben, wird uns bewusst, wie gut es uns geht. Wer anderen etwas schenkt, beschenkt sich am Ende selbst.
Schenken muss nicht immer Geld kosten. Auch Lob und Anerkennung können wir schenken. Ein Danke kostet nur eine Sekunde unserer Zeit – Ein Investment das sich vielfach auszahlt.
Danken tut gut
Danken erscheint oft sehr einfach und wenn wir dankbar sind, fühlt sich das unglaublich gut an. Doch viel zu oft geht der Dank im Alltag unter. Man vergisst zu danken wenn andere sich für einen ins Zeug legen, dann aber doch ein anderes Ergebnis produzieren als man selbst vielleicht erwartet hat. Ich nehme mir für meinen Alltag vor, mir viel öfter vor Augen zu führen, was ich alles habe und was ich auch an andere weitergeben kann.
Vielen Dank an Jürgen Wert und Oliver Sacks für die beiden Bücher “Danken tut gut” und “Dankbarkeit”, die mich zum Schreiben dieses Beitrags motiviert haben. Danke auch an Andre Hunter (Unsplash) für das Coverbild. Vielen Dank auch an dich, für das Lesen dieses Beitrags.
3 Gedanken zu „Dankbarkeit: Wie kann ich dankbarer leben?“