Memento mori – Bedenke, dass du sterben musst

Die Wolken sind grau verhängt, um einen herum hört man den Regen auf die Regenschirme prasseln. Der eigene Atem hinterlässt einen leichten Nebel in der Luft. Ich will keinen Schirm, ich will einfach nur diesen Moment festhalten und in ihm sein. Einen Moment des Abschieds und des Gedenkens an einem lieben Menschen. Und mir wird wieder bewusst, dass das Leben endlich ist: Memento mori.

So stehe ich am Grab, keine zwei Meter unter mir der Sarg. Er wirkt so klein, hat eigentlich keine Persönlichkeit und doch wird einem bewusst, dass er das Ende einer Reise markiert. Auf den Grabsteinen stehen später genau zwei Daten: der Tag der Geburt und der Tag des Todes. Dazwischen ist ein Strich und hinter diesem Strich verbirgt sich eine unglaubliche Geschichte.

Schreitet man den Friedhof entlang, begegnet man vielen dieser Striche, vielen dieser Geschichten, die sich zwischen diesen zwei Daten verbergen. Die meisten dieser Geschichten gehen mit hinein in den Sarg und bleiben auf ewig ein Geheimnis.

Memento mori: Photo by Jonathan Bowers on Unsplash
Memento mori: Photo by Jonathan Bowers on Unsplash

Bei den meisten Beerdigungen wird das Leben des Verstorbenen noch einmal zusammengefasst. Die lange Reise vom Kind zum Erwachsenen, das Wirken danach, den Einfluss auf andere Menschen, der Lebensabend und schlussendlich die Art und Weise, wie die geliebte Person von einem gegangen ist.

Wir sprechen nicht gerne über den Tod, weil es ein Thema ist, das zwar jeden betrifft, aber den Punkt im Leben markiert, der die größte Unsicherheit in sich birgt. War es das? Oder geht es danach noch weiter? Bin ich einfach weg? Wie werde ich gehen? Werde ich friedlich einschlafen oder durch einen Unfall umkommen? Wird es durch eine Krankheit sein? Schnell oder langsam? Werde ich alleine oder im Kreise meiner besten Freunde und Familienangehörigen sterben? Unangenehme Fragen, auf die wir auch nach langem Überlegen keine Antwort haben werden. Also warum damit beschäftigen?

Sich bewusst zu machen, dass unsere Zeit auf der Erde endlich ist, hilft uns, wichtige Dinge zu verstehen:

Memento mori - Die Zeit vergeht.
Photo by Aron on Unsplash

Zeit ist endlich und kostbar

Jeder Tag schenkt uns neue 1440 Minuten, die wir investieren dürfen. Einher gehen viele Entscheidungen, die eine Auswirkung darauf haben, wie wir unsere Zeit in Zukunft verbringen. Wie nachhaltig sind meine Entscheidungen? Habe ich ein Ziel für mein Leben, das ich verfolge? Oder verprasse ich jede Sekunde, wo auch immer es sich gerade anbietet?

Sich bewusst zu machen, dass wir nur eine begrenzte Anzahl an Minuten für unser Leben zur Verfügung haben, hilft uns, über unser Zeitinvestment nachzudenken. Hier bietet es sich an, über seine eigenen Big Five For Life nachzudenken und sein Leben unter eine eigene formulierte Vision zu stellen.

Jetzt schon das Ende im Sinn haben. Sich seiner Sterblichkeit bewusst zu werden, hilft dabei sich zu fokussieren.

Zitat aus dem Buch Memento mori

Da aber auch jede Minute kostbar ist, sollte jede Minute gewürdigt werden. Genieße ich das Hier und Jetzt? Lebe ich den aktuellen Moment? Oder schwelge ich in Erinnerungen der Vergangenheit oder in den Träumen und Sorgen der Zukunft? Sei im Jetzt! Sonst ist dein Leben irgendwann vorüber  -  und du warst nicht dabei.

Ein endliches Leben macht jede Sekunde wertvoll. Würden wir ewig leben, wäre jeder Sonnenaufgang nur einer von vielen.

Dazu gehört auch die Dankbarkeit. Sich seinem derzeitigen Reichtum bewusst zu werden. Mach dir in diesem Moment bewusst, dass, wenn du diesen Text lesen kannst, du definitiv zu dem reichen Teil der Weltbevölkerung gehörst, der Zugang zum Internet hat, einen Computer oder ein Smartphone besitzt und darüber hinaus auch noch die Zeit hat, Blogeinträge zu lesen. Was sonst noch?

Wie oft vergleichen wir unseren Besitz mit dem von anderen (vor allem mit denen, die mehr haben) und wollen immer mehr besitzen. Viel glücklicher macht es, sich bewusst zu werden, was man alles bereits besitzt und welche Fähigkeiten man hat und dafür dankbar zu sein. Dankbarkeit ist eine Lebenseinstellung, die uns jeden Tag, vor allem in der Gegenwart, genießen lässt.

Je älter ich werde, desto mehr muss ich feststellen, dass die schwierigsten und kompliziertesten Zeiten und Probleme, im nachhinein betrachtet, gar nicht so schlimm waren. Das macht Mut! Nicht alles zu sehr an einen ran zu lassen, sich bewusst zu machen, dass alles, wo man durch muss, irgendwann auch ein Ende hat und im nachhinein gar nicht so wild war.

Sterben muss jeder einmal  -  aber wahrhaftig leben, das können nur wenige!

William Wallace in „Braveheart“

Die Zeiten, die wir mit Sorge oder sogar Hass verbringen, sind die am schlimmsten verschwendete Zeit. Nicht nur, dass die Gedanken über Sorgen und Hass uns im Leben keine Sekunde voranbringen, sie sind auch noch Zeiten, die wir mit Unbehagen verbringen, also nicht mal auf unserem positiven Zeitkonto verbuchen. Beschäftige dich mit den Dingen, die du ändern kannst und versuche zu akzeptieren, was man eh nicht ändern kann.

Spannend ist die Frage, ob Langeweile nicht eine Erfindung der Moderne ist, bei der ich mich dran gewöhnt habe, in jedem Augenblick mit tausenden Eindrücken bombadiert zu werden. Die Stille und Ruhe erscheint mir fremd und falsch. Dabei sind Momente der Langeweile vielleicht genau die Zeiten, wo Gedanken an uns herantreten können, die in der Alltagshektik keine Chance hätten.

Meine Zeit ist eine unbekannte Größe

Der Tod kann uns jeder Zeit ereilen. Was wäre, wenn ich nur noch wenige Stunden zu leben hätte? Habe ich mein bisheriges Leben so gelebt, dass ich trotzdem dankbar und zufrieden wäre? Wenn nicht, was würde ich in dieser Sekunde anders machen?
Mit wem bin ich im Streit? Welche Last würde ewig auf mir liegen, wenn es heute vorbei wäre? Oder, wen würde ich ewig mit einem Gefühl der Schuld belasten? Der beste Zeitpunkt offene Rechnungen zu begleichen ist jetzt! (Natürlich nur auf dem guten Wege ;))

Was haben wir mit der Zeit gemacht?

Am Ende unseres Lebens zeugt vielleicht ein Grabstein von unserem Dasein auf diesem Planeten. Ein Strich zwischen Geburtsdatum und Todestag, vielleicht noch ein Vers oder ein Satz der unser Leben zusammenfasst. Was haben wir noch hinterlassen?

Es liegt, an uns, ob das Erbe das wir hinterlassen, die Welt ein Stücken besser oder schlechter gemacht hat.

Memento mori: Täglich ein bisschen Sterben

Memento mori
Photo by Annie Spratt on Unsplash
Memento mori: Photo by Annie Spratt on Unsplash

Zeiten finden, an denen man völlig zur Ruhe kommt. Das Telefon ausstecken, um bewusst einmal gar nichts zu tun. Jeden aufkommenden Gedanken, Sorgen und Ängste zur Kenntnis nehmen, aber nicht auf sie eingehen, bis der Kopf völlig zur Ruhe kommt.

Sich an seinen Besitz zu klammern macht unglücklich. Alles was man sich mal gekauft hat, muss verwaltet, gewartet und erhalten werden. Nichts davon können wir am Ende unseres Lebens mitnehmen. Es gibt nichts befreienderes, als von Zeit zu Zeit mal auszumisten und sich von Dingen zu trennen. Warum nicht mal etwas aus dem eigenen Überfluss spenden. Oft bekommt man das, was man freiwillig gibt um ein Vielfaches zurück.

Wie auch meine anderen Beiträge, lasse ich mich beim Schreiben immer von einem Buch inspirieren, fasse Aussagen des Buches in eigenen Worten zusammen und füge neue Gedanken hinzu. Dieser Beitrag wurde durch das Buch „Die große Kraft der kleinen Tode“ von Jörg Albrecht inspiriert.

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