Die Welt verändert sich jeden Tag ein Stückchen mehr und gefühlt auch ein Stückchen schneller. Der Führungsstil, der noch vor Jahren erfolgreich war, funktioniert heute nicht mehr.
Was bedeutet das?
Strategien, die vor allem die extrinsische Motivation der Mitarbeiter ansprechen, sind überholt. Früher war überwiegend die Arbeitskraft des Menschen wichtig. Arbeitsabläufe waren klar definiert und so konnte derjenige viel erreichen, der mit Zuckerbrot und Peitsche unterwegs war.
Daraus folgt:
Arbeitsplätze mit eintönigen, sich stets wiederholenden Arbeitsabläufen werden zunehmend durch Maschinen ersetzt und plötzlich ist nicht mehr nur die reine Arbeitskraft, sondern der ganze Mensch entscheidend. In einer Zeit, in der Mitarbeiter weniger austauschbar sind und sich ganzheitlich (Körper, Geist, Verstand und Herz) im Unternehmen einsetzen, erfordert es einen ganz anderen Führungsstil. Darum soll es in diesem Beitrag gehen.
Wie man seinen Führungsstil anpasst
Wie eingangs erwähnt hat sich die Art und Weise, wie Führung funktioniert, in den letzten Jahren gewandelt.
In einem älteren Beitrag von mir ging es um das Buch “Der Bienenhirte”. In dem Buch wurden zwei Arten von Führung vorgestellt.
Zum einen der Hirte, der sich um seine Schafe kümmert und diese tagtäglich durch ihren Alltag schubst.
Und zum anderen der Imker, der sich um das Umfeld der Bienen kümmert und ihnen die Freiheit bei der Durchführung ihrer Arbeit lässt.
Ich finde, das ist ein interessantes Bild um die Veränderungen in der Mitarbeiterführung zu beschreiben, die in den letzten Jahrzehnten stattgefunden hat.
Als Hirte war man der Mann mit dem Weitblick, das Zentrum aller Entscheidungen, dem es zu folgen galt. Als Imker, ändert sich diese Perspektive und der Blick weitet sich, weg von der eigentlichen Arbeit hin zum Arbeitsumfeld.
Heute ist es wichtig, jeden Mitarbeiter als Individuum im Blick zu haben und ihn mit seinen Talenten, Werten, Stärken und Schwächen perfekt im Unternehmen einzusetzen.
Statt befehlen, wird befähigt. Eine ganz neue Herausforderung für Leiter in Unternehmen.
Stephen R. Covey definiert Führung in seinem Buch “der 8. Weg” wie folgt:
Führung bedeutet, anderem so klar zu vermitteln, welchen Wert und welches Potenzial sie haben, dass sie das alles in sich selbst erkennen.
Zitat aus „Der 8. Weg“
Diese Art zu Führen ist deutlich anspruchsvoller, da auch der Leiter sich ganzheitlich (Körper, Geist, Verstand und Herz) einbringen muss.
Er braucht seinen Körper um Disziplin vorzuleben, seinen Geist um gewissenhaft und ethisch zu entscheiden, sein Herz um jeden Menschen zu sehen wie er ist und seinen Verstand um eine tragende Vision zu formulieren.
Daraus ergeben sich die folgenden vier Rollen effektiver Führung:
Modeling: Wie man andere inspiriert
Man kann eine Unternehmenskultur mit gemeinsamen Werten nur erfolgreich im Unternehmen etablieren, wenn man sie als Leiter den anderen vorlebt.
Denn wer sich an die Werte, die in seinem Unternehmen definiert sind, selbst nicht hält, wirkt nicht authentisch. Authentizität ist ein wichtiger Faktor für den Respekt seiner Mitarbeiter.
Man kann nicht Pünktlichkeit als hohen Wert im Unternehmen fordern und selbst nicht pünktlich bei Meetings erscheinen.
Auf einer Konferenz hatte ein Vortragender mal gesagt, “Lerne erst dich selbst zu führen, bevor du andere führst”. Da ist viel dran.
Im Alltag erlebe ich manchmal Situationen, bei denen ich enttäuscht bin. Wo meine Erwartungen an die Art und Weise, wie ein Aufgabenpaket bearbeitet werden sollte, enttäuscht wurden.
Bei der anschließenden Reflektion stelle ich nicht selten fest, dass die Ursache bei mir selbst liegt. Durch die Art und Weise wie man täglich arbeitet, zeigt man anderen, was einem wichtig ist und worauf man Wert legt. Ist man selbst nicht seinen Wünschen und Werten treu, werden andere es auch nicht sein.
Pathfinding: Wie man als Visionär voran geht
Damit alle Teammitglieder, selbstständig gute Entscheidungen im Sinne des Unternehmens fällen können, bedarf es einer gemeinsamen Vision.
Jeder sollte nicht nur wissen, wohin die Reise geht, sondern auch von dieser überzeugt sein. Dafür sorgt ein Leitbild aus Vision, Werten und der Mission des Unternehmens.
Aufgabe des Leiters ist es, dass jeder Mitarbeiter die folgenden drei Fragen beantworten kann:
- Warum machen wir, was wir tun?
- Wie machen wir das?
- Und was machen wir überhaupt?
In der Rolle des Visionärs muss der Leiter diese Fragen so beantworten, dass jeder die Antwort nicht nur kennt, sondern auch an sie glaubt.
Ist jeder von dem, was das Unternehmen tut, überzeugt, fallen die Mitarbeiter selbstständig gute Entscheidungen und setzen sich ganzheitlich für das Unternehmen ein.
Gibt es keine gemeinsame Vision und keine gemeinsamen Werte, nehmen Regeln den Platz der Vision und des Leitbildes ein
Zitat aus „Der 8. Weg“
Aligning: Die Rolle des Koordinators
Als Koordinator, schafft der Leiter ein Arbeitsumfeld in dem reibungsloses Arbeiten möglich ist.
So müssen Konflikte, die zwischen Teammitgliedern entstehen, diplomatisch gelöst, Prozesse geschaffen aber auch abgeschaffen werden. Wie der Imker im Buch “Der Bienenhirte” gilt es, das Arbeitsumfeld immer weiter zu optimieren.
Daher:
Teil der Koordination ist es auch die Strategien und Entscheidungen der Teammitglieder in Einklang zu bringen, in Konflikt stehende Zielsetzungen und Ideen zu erkennen und zu lösen. Gleichzeitig darf die Vision nicht aus den Augen verloren werden.
Wach bleiben!
Immer wieder kommt es vor, dass man in Meetings kreativ abschweift und am Ende völlig am Problem oder an der Vision vorbei konstruiert. Ein guter Koordinator erkennt die Abweichung vom Kurs und korrigiert ihn.
Empowering: Die Rolle des Coaches
Als Coach gilt es, die einzelnen Talente im Team zu fördern und an richtiger Stelle zu platzieren.
Dabei gilt der Fokus dem Ergebnis und nicht den Methoden.
Jeder im Team sollte sich in seiner Rolle selbst verwirklichen können und die Freiheit haben, selbst zu entscheiden, wie er die Ziele am effektivsten erreichen kann. Denn selten gibt es eine Patentlösung, und sollte es eine geben, dann ist es am Mitarbeiter genau diese zu finden.
Als Coach muss man loslassen lernen, weniger diktieren und mehr befähigen.
Denn:
Wer die Freiheit hat, sich in einem Bereich selbstständig austoben zu können, kann Leidenschaft entwickeln. Und wer Leidenschaft für seine Aufgabe empfindet, empfindet Erfüllung in dem was er tut. Hier kommt man in den Flow-Zustand, der effektivsten Form des Arbeitens.
Unternehmen, bei denen jeder Mitarbeiter in seinem Beruf eine Berufung findet, selbstständig und mit Leidenschaft arbeitet, sind in der Lage den Wettbewerb durch ihre Effektivität zu schlagen.
Führung: Eine Herausforderung
Beim Schreiben des Beitrags ist mir immer wieder bewusst geworden, wie anspruchsvoll die Rolle eines Leiters in einem Unternehmen inzwischen geworden ist.
Als Gründer eines kleinen Startups bin ich vor Jahren in diese Rolle hineingestolpert, ohne zu wissen, auf was ich mich da einlasse.
Die Rollenbeschreibungen habe ich aus dem Buch “Der 8. Weg” von Stephen R. Covey entnommen und je mehr ich über sie nachgedacht habe, desto schlüssiger erscheinen sie mir.
In jeder der Rollen sehe ich für mich eine unglaubliche Herausforderung und ich bin weit weg davon, sie zu beherrschen.
Aber
Die Definition zeigt mir auf, wie und wo ich an mir arbeiten kann, um mein kleines Unternehmen immer besser zu führen.
Auf der anderen Seite befreit die neue Art der Führung auch von der Vorstellung als Leiter alles zu wissen. Jeder Mitarbeiter bringt seine eigenen Stärken mit und ist in der Lage in vielen Momenten viel weisere Entscheidungen in seinem Bereich zu treffen, als es ein Leiter jemals in der Lage wäre. Daher ist es so wichtig, seine Mitarbeiter zu befähigen, sich mit all ihrem Wissen derart einzubringen, dass sie selbst in der Lage sind, ihren Bereich des Unternehmens zu führen.
Cover-Photo by Javier Allegue Barros on Unsplash
2 Gedanken zu „Die vier Rollen effektiver Führung“