Mitarbeiterzentriert statt Kundenorientiert

Mitarbeiterzentriert ist, wenn der Mitarbeiter im Zentrum des Unternehmens steht

„Der Kunde ist König!“ ist eine häufige Phrase, mit der Geschäftsführer zum Ausdruck bringen, dass sich alles um den Kunden drehen soll. Und nicht so selten, genießen sie (die Kunden) es auch, einen an der kurzen Leine zu halten und rumzukommandieren. Es ist sicherlich nachhaltig für ein Unternehmen, das Wohlbefinden und die Zufriedenheit seiner Kunden im Fokus zu haben. Im heutigen globalen Wettbewerb gewinnt doch das Nutzererlebnis! Oder ist das zu kurz gedacht?

Die Gedanken zu diesem Text sind beim lesen des Buches „Das Leben gestalten mit den Big Five for Life“ von John Strelecky entstanden. In diesem Buch greift er diesmal nicht, wie im Vorgänger, auf einen fiktiven Unternehmer zurück, sondern schreibt über seine Erfahrungen mit dem DLGL-Gründer Marc Brunet.

Erfolg beginnt beim Mitarbeiter

Die „Kunde ist König“-Sichtweise beginnt also zunächst beim Kunden. Jeder tut gut daran, dass der Kunde zufrieden ist. Daran wird die Leistung der Mitarbeiter gemessen. KPIs wie Umsatz pro Nutzer oder die Anzahl Kunden sind die entscheidenden Kriterien für eine Fortschrittsbewertung. Hat man Erfolg, werden die Mitarbeiter belohnt. Hat man keinen, müssen diese halt warten.

Anders wird es, wenn das Unternehmen mitarbeiterzentriert gestaltet wird. Wenn der Angestellte im Mittelpunkt der Unternehmung steht. Der Gedanke ist, dass ein Mitarbeiter, der für sein Produkt und Unternehmen brennt, am Ende viel mehr Kunden begeistert, als wenn die Kunden für das Produkt brennen und die Mitarbeiter nur glühen.

Steht der Mitarbeiter im Mittelpunkt der Unternehmung, findet er die Sinnerfüllung in seinem Tun. Das Bewusstsein schaffen, dass Arbeit Teil des Lebens ist und nicht die Zeit, bei der das notwendige Geld für die Lebenszeit erarbeitet wird. Das Unternehmen ist nicht mehr Arbeitsplatz, sondern ein Ort der Selbstverwirklichung. Hier wird auf eine gemeinsame Vision hin gearbeitet.

Wie sieht ein Unternehmen aus, das mitarbeiterzentriert ist?

Die Mitarbeiter, die man hat, hat man sich ausgesucht. Sie sind das wertvollste Gut eines Unternehmens. Wie man sich Mitarbeiter aussucht, sollte man sich auch die Kunden aussuchen und darauf achten, dass sie auch zum Unternehmen passen.

Mitarbeiterzentriert: Photo by Ian Schneider on Unsplash
Photo by Ian Schneider on Unsplash

Ein Grundwerkzeug der Mitarbeiterzentrierung ist Vertrauen. Kontrollen abschaffen. Denn wenn man Leute, die für ein Produkt oder eine Vision brennen, einstellt, werden diese von alleine ihr Bestes geben. Extrinsische Motivationsfaktoren (Geld für Erfolge, etc.) sind dann sogar kontraproduktiv und führen zu Konkurrenzdenken und mindern intrinsische Motivationsfaktoren.

Anstatt Monstergehälter und Boni zu zahlen, sollten Hürden, die der Verwirklichung im Wege stehen, abgeschafft werden. Wenn man guten Leuten die Möglichkeit bietet, etwas zu verwirklichen, und sie mit allen benötigten Ressourcen ausstattet, dann verwirklichen sie wunderbare Dinge.

Die Kultur des Unternehmens muss die Eigenverantwortlichkeit und Selbstständigkeit seiner Mitglieder fördern. Anspornen selbst nachzudenken. Bedeutet: Keine Genehmigungen zu erteilen und keine Zustimmungen einzuholen zu müssen.

Führe dich selbst, damit andere es nicht tun müssen.

Zitat aus dem Buch

Die Umsetzung beginnt mit der Vision

Für die Umsetzung kommen im Buch natürlich auch wieder die „Big five for Life“ zum Einsatz. Also: Welches sind die fünf Dinge, die man in seinem Leben am liebsten tun, sehen oder erleben möchte.

Und analog dazu: Welches sind die fünf Dinge, die man als Unternehmen am liebsten tun und erreichen möchte. Steht beides im Einklang, findet man ein Unternehmen vor, dass sich auch im Zentrum seiner Mitarbeiter befindet.

Die meisten Menschen treffen ihre Entscheidungen, indem sie auf etwas reagieren. Wenn man einer klaren Vision folgt, trifft man seine Entscheidungen anhand seiner eigenen Berufung. Das ist zielführender und befriedigender, als sich von Ereignissen durchs Leben katapultieren zu lassen.

Dazu gehört auch Freiheit statt eng getakteter Dienstpläne. Damit Mitarbeiter für das Unternehmen und für das Produkt gute Ansätze entwickeln können, dürfen sie nicht unter Stress stehen. Das Unternehmen wird zu einer gut geölten Maschine, bei der kein Feuer ausgetreten wird, sondern die richtigen Experten jederzeit zur Verfügung zu stehen um echte Probleme zu lösen. 100%ige Auslastung funktioniert nicht bei Tätigkeiten, in denen Kreativität und heuristisches Arbeiten gefordert sind.

Wenn noch Zeit übrig sein sollte, werden motivierte Mitarbeiter keine Däumchen drehen, sondern sich Gedanken machen, wie ihr Arbeitsumfeld und ihr Produkt verbessert werden können. Im Rahmen der Freiheit verlässt man auch den Rahmen der 9–5 Jobs und überlässt den Mitarbeitern selbst die Entscheidung, welche Arbeitszeitenregelung für ihre eigene Produktivität am wertvollsten ist.

Wenn das Arbeitsumfeld der Selbstverwirklichung dient, gibt es für die Mitarbeiter keinen Grund zu kündigen, weder innerlich (ist bei 70% der Mitarbeiter angeblich der Fall) noch offiziell.

Man sollte den wirtschaftlichen Schaden, der durch Mitarbeiterfluktuation entsteht, niemals unterschätzen: Der alte Mitarbeiter ist in den letzten Monaten seiner Tätigkeit nicht mehr produktiv und der Nachfolger braucht eine gewisse Zeit bis er die volle Leistung erbringen kann.

Mitarbeiterzentriert: Photo by Rayi Christian Wicaksono on Unsplash
Photo by Rayi Christian Wicaksono on Unsplash

Unternehmenskultur entwickeln

Damit das neue Regelwerk aus Freiheit und Selbstständigkeit funktioniert, gibt es Dinge, die plötzlich viel wichtiger sind. So sind zum Beispiel Unternehmenskultur, Vertrauen und Eigenverantwortlichkeit das höchste Gut. Mit der Kommunikation einer leicht verständlichen und adaptierbaren Vision steht und fällt der Erfolg der Unternehmung. Dementsprechend darf man im Sinne seiner Unternehmenskultur plötzlich keine Schwachstellen mehr tolerieren. Teilen Mitarbeiter nicht die gleichen Werte oder verfolgen andere Ziele, so haben sie im Unternehmen nichts mehr verloren. Sie vernichten ansonsten jegliches Klima, dass für die mitarbeiterzentrierte Entwicklung notwendig ist.

Wertschätzung ist ebenso ein Bestandteil der Mitarbeiterzentrierung. Viele Vorgesetzte geben einem das Gefühl, dankbar sein zu müssen, dass man unter ihnen arbeiten darf. Wertschätzung heißt, dass das Unternehmen dankbar ist, dass ein Mitarbeiter für sie arbeitet.

Ein Teil unseres Erfolgs basiert darauf, keine extremen Erfolgsmenschen einzustellen.  Wenn jemand unbedingt ein Rockstar sein will, ist der gemeinsame Erfolg aller in der Regel keine lohnende Perspektive für ihn.

Zitat aus dem Buch

Spannend im Buch fand ich auch, dass mitarbeiterorientiert handeln auch bedeutet, dass sich die Unternehmensführung bei Streitfragen hinter seine Mitarbeiter stellt. Wenn Mitarbeiter durch Kunden ungerecht behandelt werden, spricht die Geschäftsführung direkt mit ihrem Kunden und teilt ihnen mit, dass ein solches Verhalten nicht geduldet wird. Kunden die Mitarbeiter des Unternehmens nicht respektieren, sind keine Kunden sondern werden gekündigt. Das hat eine Signalwirkung für alle Mitarbeiter, dass die Menschen im Unternehmen mehr Wert sind als der Profit durch Kunden, die sich nicht benehmen können.

Ich nehme für mich heraus, bei vielen Dingen auf dem richtigen Weg zu sein. Ich versuche mir immer wieder bewusst zu machen, wie wichtig ein inspirierendes Umfeld ist. Das Team, das man aufbaut, sollte sich als eine Einheit sehen und füreinander einstehen. Nur wenn man sich gemeinsam als Unternehmen auf die Reise begibt und jeder Mitarbeiter sich für das Ergebnis verantwortlich fühlt, wird man nachhaltige Geschäftskonzepte umsetzen können.

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