Startup DNA

Ich war früher eigentlich nie Freund von Biographien, vielleicht auch, weil die Leute, dessen Biographien ich angefangen hatte, wenig inspirierend für mich waren. Heute entdecke ich immer mehr, wie Biographien mir die Möglichkeit geben aus den Fehlern und Erfahrungen anderer zu lernen. Oder wie Bill Hybels es mal beschrieben hat: “Kann auch die niedergeschriebene Biographie einer starken Persönlichkeit ein Mentor sein.”

Diese Woche hatte ich die Autobiographie von Frank Thelen auf dem Tisch und war erstaunlich schnell durch. Das Buch ist in mehrere Abschnitte unterteilt und bietet einen Rundumschlag zu allen Themen der Startupwelt und den wichtigsten Entwicklungen an der Technologiefront. Aber auch politische und gesellschaftliche Aspekte werden angerissen.

Für mich war es spannend zu lesen, wie Frank seine ersten Anfänge als Gründer, inklusive Beinahe-Insolvenz, hinlegte. Die Fehler, die man im Rausche des Erfolgs macht wenn alles läuft. Aber auch, dass selbst ein Millionenberg an Schulden kein Hindernis darstellt wieder aufzustehen, sich den Staub von der Hose zu klopfen und wieder durchzustarten.

Der erste Weg ist nicht immer der Richtige

“person climbing concrete stairs” by Clique Images on Unsplash

Ein spannender Aspekt war für mich auch, wie sinnvoll es manchmal ist, einen Schritt von seiner Idee zurück zu treten und seine Produktidee zu überdenken. Manchmal ist es ein kleiner Aspekt der eigenen Idee, der für sich alleine gestellt viel erfolgreicher sein kann. Die 6 Wunderkinder hatten die Vision mit “Wunderkit” eine riesige Plattform hochzuziehen. Am Ende viel zu groß gedacht und die Komponente “Wunderlist” wurde zum riesen Erfolg. Genauso schreibt Frank über das Startup “Duo”, das die komplette Dokumentenverwaltung von Unternehmen auf den Kopf stellen wollte. Eine revolutionäre Idee, aber die Kosten für die Unternehmen alles umzustellen sind zu hoch. Am Ende entschieden die Gründer sich dazu einen kleinen Teil ihrer Idee, einen Dokumentenscanner als App, weiterzuverfolgen und hatten damit Erfolg.

Frank schreibt auch über seine Zeit und seine Gründungen bei der VOX-Erfolgshow “Die Höhle der Löwen” und lässt dabei ein wenig hinter die Kulissen blicken. Die Sendung wird gerade auch unter uns Gründern häufig kontrovers diskutieret. Ich persönlich finde aber, dass es die Option “Gründen” für unser arbeitnehmerfokussiertes Deutschland erst greifbar gemacht hat. Wenn die Sendung zu einem Wachstum der Gründerszene beiträgt… ist das ein mega Verdienst. Ich persönlich wünsche mir nur mehr Tech-Startups in der Sendung und weniger Beauty- und Food-Unternehmen.

Wer noch nicht viele Berührungen mit der Startup-Welt hat, bekommt in dem Buch ordentlich Nachhilfe zu den Themen Investmentrunden, Mindset und Disruption. Ebenso lernt man alle Startups im Freigeist-Portfolio näher kennen.

Im Buch geht es aber auch um unsere Zukunft und die Zukunft von Deutschland, in der immer schneller werdenden Zeit. Schonungslos bringt Frank eine Sache auf den Punkt, die ich privat auch immer gerne einbringe:
Wir stehen vor einer Zeit, in der Vollbeschäftigung nicht mehr möglich sein wird.

“Denn wenn unsere Arbeitswelt sich so grundlegend ändert, dass in absehbarer Zukunft zum Beispiel keine Lkw-Fahrer, keine Kassiererinnen, keine Steuerberater, keine Schalterbeamten und keine Radiologen mehr benötigt werden, dann müssen wir jetzt an Lösungen für diese Herausforderungen arbeiten.”

Zitat aus dem Buch

Sind wir in der Zukunft arbeitslos?

Die Robotik, künstliche Intelligenz und die restliche Digitalisierung, werden in den nächsten Jahren viele Arbeitsschritte und Aufgaben automatisieren. Autonom fahrende LKWs können 24/7 über die Fahrbahn donnern, Produkte werden wie bei Amazons Prototyp-Store einfach erfasst und beim Verlassen des Supermarktes verrechnet.

Spannender Impulsvortrag auf der Startupcon 2017 (ich sitz da sogar irgendwo rum :P)

Eine wirklich wichtige Frage ist, wie wir damit umgehen. Denn nicht mehr Arbeiten zu müssen, kann eine Dystopie oder eine Vision sein, je nachdem ob Arbeitslosigkeit stigmatisiert wird oder ob wir die Entfaltung unserer eigenen Fähigkeiten für die Gesellschaft im Rahmen der freigewordenen Zeit fördern (Stichwort: bedingungsloses Grundeinkommen).

Ich persönlich wünsche mir, dass einige Politiker dieses Buch lesen und verstehen, wie wichtig es für uns ist, die Zukunft mitzugestalten. Wir müssen in den Ausbau unserer IT-Infrastruktur, Bildung und in die Gründerkultur investieren, sonst wird SAP das letzte große Tech-Unternehmen aus Deutschland bleiben. Während die 4 GAFA-Unternehmen (Google, Apple, Facebook und Amazon) aus den USA zusammen auf eine Marktkapitalisierung von 4 Billionen (4.000.000.000.000.000.000 $) zusteuern und immer mehr Kapital, kluge Köpfe und damit Macht bündeln.

Immerhin ist Thelen bei Lillium investiert, das Startup baut fliegende Autos. Wäre das nicht super, wenn die nächste Innovation im Bereich Mobilität endlich wieder aus Deutschland kommt?

“white robot near brown wall” by Alex Knight on Unsplash

2 Gedanken zu „Startup DNA“

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