Bitcoin Lightning: Endlich meinen Kaffee mit Bitcoin bezahlen

Bitcoin steht in der Kritik teuer, unpraktikabel und schlecht für die Umwelt zu sein. Ist Bitcoin überhaupt in der Lage als tägliches Zahlungsmittel zu funktionieren? Mit Transaktionskosten von mehreren Euros und einem globalen Transaktionslimit von knapp 10 Transaktionen die Sekunde, stand Bitcoin bisher sehr schlecht da. 

Das Lightning Netzwerk soll diesen Umstand ändern. In diesem Beitrag möchte ich meine Erfahrungen und Gedanken dazu teilen.

In meiner Studienzeit kam ich das erste mal mit Bitcoin in Berührung.

Als Informatikstudenten haben wir damals alles, was witzig klang und mit dem Smartphone möglich war ausprobiert:

Wir haben virtuelle Zombies gejagt, augmentierte Geister fotografiert, mit Geocaching begonnen und angefangen virtuell unsere Zahlungen durchzuführen.

Um unsere gegenseitigen Mensa-Schulden flux begleichen zu können, haben wir uns an einer Cryptobörse ein wenig Bitcoin-Guthaben gekauft und uns gegenseitig Geld geschickt. 

Aber: Das Experiment währte aber nicht lange. 

Außerhalb unseres Freundeskreises konnte man quasi nirgendwo mit Bitcoin bezahlen und dann mussten wir bei jeder Zahlung ein paar wenige Cents an das Bitcoin-Netzwerk abdrücken.

Ein paar Jahre später, war ich dann bei einem Freund in Hannover. Dort konnte man in einem Cafe mit Bitcoin bezahlen. Inzwischen war die nervige Netzwerkgebühr von wenigen Cents auf knapp 30 cents angestiegen.

Wer will da denn seinen Kaffee kaufen?

Photo by David Shares on Unsplash
Bitcoin Lightning Photo by David Shares on Unsplash

Während der Bitcoin Hypes 2017 war es dann ganz vorbei. Für eine Transaktion musste man teilweise 30-50 € zahlen, wenn sie innerhalb weniger Stunden bearbeitet werden sollte.

Mein Fazit zu der Zeit: Bitcoin ist irgendwie cool, aber als Zahlungsmittel ungeeignet. Die Blockchain hat einen zu hohen Energieverbrauch, Bitcoin selbst nicht skalierbar und zu langsam. 

Zum Speichern und Geld anlegen vielleicht sinnvoll (Gold verschickt man auch nicht in Sekunden), aber als Zahlungsmittel nicht zu gebrauchen; schon gar nicht für meinen Kaffee.

Fazit warum Bitcoin sich für den Kaffee-Kauf nicht eignet:

  • Bestätigung der Transaktion dauert mind. einen Block, sprich bis zu 10 Minuten Wartezeit
  • Transaktionsgebühren von 30ct bis 2 € machen den Kaffee extrem teuer
  • Wenn die ganze Welt Kaffee kauft, wird die Blockchain langsamer und noch treuer
    => Nicht praktikabel: oben genannte Probleme werden extremer.

Lightning soll es lösen

Der Bitcoin Community ist dieser Umstand durchaus bewusst und daher wurde nach einer Lösung gesucht. Eines der vielversprechendsten Lösungen ist das Lightning-Netzwerk.

Hinter dem Netzwerk steht der Gedanke, dass nicht jede Transaktion für immer und ewig in der großen Blockchain vermerkt werden muss. Wieso sollten alle Miner dieser Welt die Information verarbeiten müssen, dass ich mir gerade einen Kaffee gekauft habe?

Die Skalierbarkeit kann man lösen, wenn man den ganzen Kleinkram aus der Blockchain raushält und trotzdem von der Verlässlichkeit und Dezentralität von Bitcoin profitiert.

Das Lightning-Netzwerk macht genau das. Anstatt jedes einzelne Getränk am Cafe um die Ecke in der Blockchain zu vermerken, öffne ich auf der Blockchain einfach einen Lightning Channel mit dem Cafe. 

Ich sage damit öffentlich auf der Blockchain „Achtung, ich nehme jetzt 100 € in Bitcoin und handel damit mit dem Laden neben mir“. 

Ab dem Zeitpunkt, kann ich das Guthaben nicht mehr in der Bitcoin-Blockchain bewegen, da es für meinen Kaffeekonsum reserviert ist. 

In dem Channel vermerken das Cafe und ich dann, wieviel Guthaben von den 100 € aktuell wem gehört. 

Kaufe ich mir einen Kaffee, unterschreiben wir beide digital die Transaktion in unserem Channel. 

So können wir ohne weitere Zusatzkosten die Kaffees abrechnen.  

Da wir beide alle Transaktionen gegenseitig signiert haben, kann keiner von uns Bescheißen und das Bitcoin Netzwerk akzeptiert unsere Transaktionen, wenn einer von beiden den Channel wieder schließt. 

Ein Channel kann von einer der beiden Seiten geschlossen werden, ohne dass die andere Seite zustimmen muss (sonst könnte man ja Geld kidnappen).

Jetzt habe ich einen Channel mit dem Cafe, die Eröffnungsgebühren bleiben aber und die sind nach wie vor happig. Da kommt das Netzwerk ins Spiel: Max, ein Kumpel von mir kauft auch in dem Cafe regelmäßig einen Kaffee. Nun braucht er aber nicht zusätzlich einen Channel mit dem Cafe aufbauen, wenn er bereits einen Channel mit mir hat. Dann kann er auch meinen Channel mitbenutzen. 

Über diesen Channel schickt mir Max das Geld für den Kaffee und ich reiche die Zahlung über meinen Cafe-Channel weiter.

Je mehr solche Channels existieren, desto wahrscheinlicher ist es, dass ich meine Zahlungen über bereits existierende Channels abwickeln kann. Solange wie ich das Geld nicht anderswo brauche, gibt es auch keinen Grund für mich den Channel zu schließen. 

Besser noch, das Lightning-Netzwerk sieht sogar vor, dass ich eine kleine Gebühr kassiere, wenn jemand anders meinen Channel benutzt. Ich bekomme quasi Zinsen auf meine Lightning-Bitcoins.

Das Ganze mal praktisch getestet.

Wer sich direkt eine Lightning-Wallet (ich hab Zap genommen) installiert, wird feststellen, dass das Ganze gar nicht so trivial ist. Zunächst muss ich ewig warten, bis mein Light-Node sich mit dem Netzwerk registriert hat. Wenn ich Geld auf dieser Wallet empfangen will, brauche ich bereits einen Channel der genug Guthaben registriert hat, um mir das Geld zukommen zu lassen.

Das ist bei neu erstellten Wallets nie der Fall. Ich muss mich also erstmal um meinen ersten Channel bemühen. Dieser Channel muss aber von wem kommen, der gut im Lightning-Netzwerk eingebunden ist, sonst müssen noch weitere Channel errichtet werden. Dafür gibt es Serviceanbieter, wo ich einen Incoming-Channel mit guter Anbindung einkaufen kann.

Sprich, es wird an dieser Stelle wieder etwas komplizierter und auch teurer. Etwas, wo ich mich vielleicht noch mit beschäftigen würde. Meine Frau wäre da aber raus, wenn sie nicht eine App installieren, aufladen und gleich bezahlen kann.

Wie geht es denn ganz einfach?

Hier kommt jetzt eine dritte Ebene ins Spiel. Lightning selbst ist also für kleine Spielereien immer noch zu teuer und zu kompliziert? Dann machen wir einfach eine dritte Schicht!

Mit LndHub gibt es eine Lösung, die quasi zentral einen Lightning-Channel aufmacht und dann kleine Unterkonten anlegt. Das ist dann wieder ein zentralisiertes System, ermöglicht mir aber schnell eine Wallet zu erstellen und nahezu ohne Gebühren Geld zu empfangen.

Ist der LndHub gut angebunden, sind auch dessen Wallets gut angebunden. Ich kann also direkt loslegen und muss nicht schauen, dass ich genug Guthaben auf meinen Channels habe. Ein LndHub ist ein wenig vergleichbar mit einer Bank. Ich muss dem Betreiber vertrauen, kann dann aber unkompliziert arbeiten.

Man sollte also keine Millionen da parken, aber für das tägliche Bargeld reicht es aus. Wir haben unser Bargeld ja auch einfach im Portemonnaie und bemühen uns nicht um besondere Sicherheitsvorkehrungen. Ähnlich würde ich das bei dieser Lösung sehen.

Wer das ausprobieren will, kann sich mal die App „Blue Wallet“ herunterladen. Dort kann er direkt ein solches Unterkonto erstellen und anfangen einzelne Satoshis (aktuell 0,0001 ct) durch die Weltgeschichte zu schicken. Es gibt sogar einen Marktplatz wo man verschiedene Dienste ausprobieren kann.

Dort kann ich dann auch ohne hohe Transaktionsgebühren kleine Bitcoins erwerben. Eben, weil das Geld direkt per Lightning verschickt werden kann.

Wo stehen wir heute?

Lightning löst viele Probleme die Bitcoin-Zahlungen in der Vergangenheit hatten. Wenn ich mir die Leichtigkeit ansehe, wie ich über Lightning-Payments innerhalb von Sekunden Transaktionen durchführe, hat sich da viel getan.

Einige Sachen sind aktuell aber noch etwas gewöhnungsbedürftig und werden in Zukunft auch noch gelöst:

  • Ich kann nicht einfach so Geld verschicken. Für jede Transaktion müssen beide Seiten aktiv sein. Beim normalen Bitcoin kann ich einfach Guthaben an eine Adresse schicken, bei Lightning brauche ich eine virtuelle Rechnung vom Empfänger, die ich dann bezahle.
  • Größere Zahlungen scheitern an den fehlenden Guthaben auf den Channels. Zahlungen müssten über mehrere Routen aufgeteilt werden können.
  • Da beide Seiten eine Zahlung quittieren, müssen diese auch online sein. Der dritte Layer löst das Problem aber charmant.

Wer sich mit dem Thema mal auseinander setzen will, sollte einen Blick auf Blue-Wallet werfen und sich einen kleinen Beitrag in Bitcoin auszahlen lassen. Über den Marketplace findet man zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten.

Wer Lust hat, kann mir auch einen kleinen Kaffee in Lightning spendieren und bekommt dann eine kleine Überraschung zu sehen:

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